Der “Coastal Walkway” hoch im Norden der Coromandel ist seit Längerem auf unserer „to do“ Liste. Aber der tägliche Lodge-Betrieb und die Renovation der Zimmer machten es schwierig, Zeit für diesen Ausflug zu finden. So schickten wir unseren Irischen WWOOFER Ianto auf einen Tagesausflug. Hier sein Erlebnisbericht.
Der Blog trägt diesen Titel, weil sobald ich mich mit einem Wegabschnitt angefreundet hatte, die Szenerie des Weges so dramatisch wechselte und eine neue Erlebniswelt öffnete sich.
Der Tag begann mit einer 45-minütigen Fahrt über die 309 Strasse quer durch die hügelige Regenwald-Bergkette zum kleinen Dörfchen Coromandel. Die Kiesstrasse ist kurvenreich, rau, teilweise steil aber auch faszinierend mit unglaublich schönen Blicken in den neuseeländischen Regenwald mit all seinen einzigartigen Bäumen, Farnen und markanten Hügelzügen – die erste Welt.
In Coromandel angekommen treffe ich meinen Tourguide Dave, ein aufgestellter und gesprächiger Maori mit einem unendlichen Wissensschatz über die Natur und die Kultur der Maoris. Wenn er nicht als Tourguide unterwegs ist, arbeitet er für das neuseeländische Umweltamt im Kampf gegen die Ausbreitung der nicht heimischen Tierarten wie Possums und Ratten, die eine Gefahr für die lokalen Vogelarten bedeuten. Mit viel Enthusiasmus stimmte er uns auf die bevorstehende Wanderung ein.
In Stony Bay, dem Ausgangspunkt des „Coastal Walk“, füllten wir unsere Wasserflaschen und Dave sprach ein traditionelles Gebet um Tāne-mahuta (den Waldgott der Maori) zu besänftigen, dass er uns erlauben würde, frei durch sein Land zu gehen. Das war die nächste Welt. Ein gemütlicher Aufstieg im Schatten von hohen Kanuka Baumkronen begann. Darunter ein Dach von Farnen (Pongas) durchsetzt mit Kawakawas – ein dichter erfrischender Wald. Nach rund einer Stunde machten wir halt an einem Aussichtspunkt mit Blick nach Stony Bay im Süden, die Moehau Bergkette hinter uns und die Great Barrier Insel als Silhouette im Pacific.
Das nächste Wegstück führte uns abwärts nach Poley Bay. Der Weg wurde steiler und schwieriger aber die Bay am Meer entschädigte uns für die Strapazen. Sie wirkte magisch – ein Kraftort, wie ich es noch selten erlebt habe. Ein felsiges Ufer, dunkler Sand und mächtig krachende Wellen hielten uns auf Distanz, und alle waren sich einig, dass es eine Kraft besaß, mit der man sich nicht einmischen sollte.
Wir wanderten wieder aufwärts. Nach dem dichten Regenwald tauchten wir in eine neue, eher tropische Welt mit vielen Nikau Palmen ein. Die Luftfeuchtigkeit war hoch und schweisstreibend. Trotz des anstrengenden Aufstiegs war diese Welt irgendwie magisch. Riesige Pohutukawa Bäume (Neuseeländischer Weihnachtsbaum, der in den Monaten November und Dezember rot blüht) säumten den Weg und die Sonnenstrahlen boten ein spektakuläres Licht- und Schattenspiel.
Die vierte Welt folgte sogleich. Wir tauchten in eine eher südländische Landschaft ein. Die Vegetation dünnte sich aus, man hörte Grillen im Gestrüp und kurz danach wechselten wir in eine weitere Welt und wanderten über bewirtschaftetes Landwirtschaftsland mit Schafen und Kühen, die die Nachmittagssonne genossen. Unser Weg führte uns hinunter in eine Senke umrahmt von Bäumen. Ich spürte, dass wir ans Ende unserer Wanderung gekommen sind.
Kurzum erreichten wir Fletcher Bay, wo Dave bereits mit dem Bus auf uns wartete. Wir fuhren ein bisschen weiter nach Port Jackson und genossen ein erfrischendes Bad im Meer. Dave braute uns zwischenzeitlich einen Tee mit Kawakawa Blättern – eines der unzähligen Maori Heilmittel.
Danach fuhren wir der imposanten Westküste der Coromandel entlang nach Coromandel, wo ich mich von meinen Wanderbegleitern und Dave verabschiedete. Ein etwas trauriger Moment, da ich während den letzten fünf Stunden neue Freunde gewonnen hatte und mit ihnen eine der wohl schönsten Küstenwanderungen auf dieser Welt geteilt hatte.
Transport zum und vom Costal Walkway: https://www.coromandeldiscovery.co.nz/
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